Kreativ denken – kreativ sein
Beitrag von Sabine General, Expertin für Kreativität bei der Deutschen Experten-Akademie (DEAK)
Für nahezu alle Aufgabengebiete im Unternehmen werden neue, bessere Lösungen benötigt. Originelle und Effizienz steigernde Ideen, z.B. in der Produktentwicklung oder in der Organisation, sichern den Vorsprung gegenüber Konkurrenten. Auch andere Organisationen und Institute sind heute einem zunehmenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Daher ist es erforderlich, das Kreativitätspotenzial der Mitarbeiter zu aktivieren. Eine Reihe von Kreativitätstechniken, die weit über das bekannte Brainstorming hinausgehen, unterstützen das kreative Denken.
DEFINITION DER KREATIVITÄT
Es gibt bis heute keine einheitliche Definition für Kreativität. Sie wird gemeinhin als eine menschliche Fähigkeit verstanden, Probleme durch neue, originelle oder ungewöhnliche Ansätze zu lösen. Sie besteht insbesondere darin, konventionelle, feste Denk- und Lösungsstrukturen aufzubrechen; dabei wird häufig ein Perspektivenwechsel vorgenommen und in der Regel eine neue Kombination vorhandener Wissens- und Erfahrungselemente als Problemlösungsansatz entworfen.
Die verschiedenen Ansätze der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Phänomen Kreativität lassen sich in vier grobe Forschungsrichtungen untergliedern, die allgemein als die vier Ps der Kreativität bekannt geworden sind:
- das kreative Produkt (product)
- die kreative Person (person)
- der kreative Prozess (process)
- das kreativitätsfördernde Umfeld (press)
Aus den Erkenntnissen dieser vier Forschungsfelder lassen sich für Unternehmen und Führungskräfte Maßnahmen zur Förderung der Kreativität der Mitarbeiter ableiten.
DER KREATIVE PROBLEMLÖSUNGSZYKLUS IN VIER STUFEN
Elementarer Baustein des offenen Problemlösungsmodells nach Geschka (1999) ist der kreative Problemlösungszyklus in vier Stufen (vgl. Abb. 1).
1. Problemklärung
Bei der Problemklärung kommt es darauf an, das "Zu-Lösende" präzise herausarbeiten und verständlich zu formulieren. Vieldeutige, vage und an Symptomen festgemachte Problemstellungen sollen vermieden werden. Ungünstig ist beispielsweise eine Formulierung wie: "Es gehen zu wenig Aufträge ein!" lösungsorientierter und motivierender ist die Formulierung "Was können wir tun, um mehr Aufträge zu erhalten?".
2. Ideenfindung
In der Stufe der Ideenfindung sind möglichst viele Ideen zusammenzutragen (divergente Phase). Neben der Ideensammlung aus verschiedenen Quellen kommen hier Kreativitätstechniken zum Einsatz (Abb.2).
Kreativitätstechniken können von Individuen oder von einer Gruppe angewendet werden. Größere Bedeutung kommt den Gruppentechniken zu, da die Gruppe selbst ein stimulierender Faktor für kreatives Denken darstellt. Welche Technik wann anzuwenden ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Technik muss für die situativen Bedingungen und die Zielsetzung geeignet sein und sie muss für die Anwender passen. In der Praxis haben sich die Methoden der freien Assoziation als Einstieg in Problemlöseprozesse bewährt. Auch kann es sinnvoll sein, verschiedene Anregungsprinzipien oder Techniken zu kombinieren (Bsp.: Bildkarten- Brainwriting) oder nacheinander durchzuführen.
3. Ideenauswahl
Nach der divergenten Phase sollte sofort oder zeitnah die konvergente Phase folgen. Ziel dieser Stufe ist es, eine überschaubare Zahl aussichtsreicher Ideen herauszuarbeiten. Die Ideenauswahl ist auf der Basis fundierter Informationen vorzunehmen. Allerdings ist es im Hinblick auf den Aufwand nicht vertretbar, für alle Vorschläge detaillierte Informationen zu sammeln und auszuwerten. Vielmehr sollte ein stufenweiser Auswahlprozess durchlaufen werden, in dessen Verlauf die nicht verfolgenswerten Ideen mit geringem Aufwand ausgesondert werden. Die Zahl der Ideen nimmt dabei rasch ab und der Aufwand für die Bewertung der verbleibenden Ideen bleibt überschaubar und kann erhöht werden. Zweck des Bewertungs- und Auswahlprozesses ist es, die aussichtsreichsten Ideen herauszufiltern; es muss nicht nachgewiesen werden, dass die verworfenen Ideen kein Potenzial haben.
4. Umsetzung
In der Stufe Umsetzung wird entschieden, welche Ideen realisiert bzw. weiter bearbeitet werden sollen. Die Entscheidung wird in der Regel von einem höheren Manager oder einem Managementgremium getroffen oder bestätigt. Daran anschließend müssen Folgeaktivitäten geplant und in Angriff genommen werden. Es kann erforderlich werden, weitere Problemlösungszyklen zu durchlaufen; oder die reine Realisierung wird durchgeführt.
KREATIVITÄTSFÖRDERUNG IM UNTERNEHMEN
Die Fokussierung von Kreativität auf einzelne Personen (z.B. Designer) oder bestimmte Funktionen (z.B. Werbung oder Produktentwicklung) macht noch kein kreatives Unternehmen aus. Im kreativen Unternehmen wird kreatives Denken und Handeln flächendeckend praktiziert. In allen Funktionen, auf allen Ebenen, in allen Prozessen und Prozessstufen werden kreative Leistungen erbracht.
Fallstudien zeigen, dass erfolgreiche kreative Unternehmen nicht nur eine Maßnahme zur Kreativitätsförderung ergriffen haben, vielmehr einen Mix von Maßnahmen unternehmensspezifisch in Form eines Kreativitätsmanagements praktizieren: So findet sich eine Verankerung von Kreativität in den niedergeschriebenen Unternehmensleitlinien, es gibt eine spezielle Abteilung für Innovationsmanagement und es werden Trainingskurse in Kreativitätstechniken durchgeführt. In dem komplexen Geflecht von Unternehmensausrichtung, Motivationsbildung und Entwicklung praktischer Fähigkeiten zur kreativen Problemlösung wirken Einzelmaßnahmen zu einseitig und damit zu schwach.
Über die Autorin:
EXPERTIN FÜR KREATIVITÄT - Sabine General, Dipl.-Psychologin, Management-Trainerin und Systemischer Coach
Dipl.-Psychologin Sabine General spezialisierte sich in ihrem Psychologie- Studium an der TU Darmstadt auf die Bereiche Arbeits- und Organisations- Psychologie. Parallel zu ihrem Studium absolvierte sie Ausbildungen zum Weiterbildungs-Trainer und systemischem Coach.
Seit 2001 ist sie freiberuflich bei der Geschka & Partner Unternehmensberatung tätig. Sie arbeitet dort an Projekten im Bereich Kreativität und führt eigene Seminare und Workshops zu diesem Thema durch.
Sie ist Mitglied der "Gesellschaft für Kreativität e.V." und als Expertin für die Deutsche Experten-Akademie (DEAK) tätig und leitet das Experten-Seminar "Kreativ denken - kreativ sein". Ausführliche Informationen finden Sie auch im Internet unter www.experten-akademie.de
Für nahezu alle Aufgabengebiete im Unternehmen werden neue, bessere Lösungen benötigt. Originelle und Effizienz steigernde Ideen, z.B. in der Produktentwicklung oder in der Organisation, sichern den Vorsprung gegenüber Konkurrenten. Auch andere Organisationen und Institute sind heute einem zunehmenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Daher ist es erforderlich, das Kreativitätspotenzial der Mitarbeiter zu aktivieren. Eine Reihe von Kreativitätstechniken, die weit über das bekannte Brainstorming hinausgehen, unterstützen das kreative Denken.
DEFINITION DER KREATIVITÄT
Es gibt bis heute keine einheitliche Definition für Kreativität. Sie wird gemeinhin als eine menschliche Fähigkeit verstanden, Probleme durch neue, originelle oder ungewöhnliche Ansätze zu lösen. Sie besteht insbesondere darin, konventionelle, feste Denk- und Lösungsstrukturen aufzubrechen; dabei wird häufig ein Perspektivenwechsel vorgenommen und in der Regel eine neue Kombination vorhandener Wissens- und Erfahrungselemente als Problemlösungsansatz entworfen.
Die verschiedenen Ansätze der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Phänomen Kreativität lassen sich in vier grobe Forschungsrichtungen untergliedern, die allgemein als die vier Ps der Kreativität bekannt geworden sind:
- das kreative Produkt (product)
- die kreative Person (person)
- der kreative Prozess (process)
- das kreativitätsfördernde Umfeld (press)
Aus den Erkenntnissen dieser vier Forschungsfelder lassen sich für Unternehmen und Führungskräfte Maßnahmen zur Förderung der Kreativität der Mitarbeiter ableiten.
DER KREATIVE PROBLEMLÖSUNGSZYKLUS IN VIER STUFEN
Elementarer Baustein des offenen Problemlösungsmodells nach Geschka (1999) ist der kreative Problemlösungszyklus in vier Stufen (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Der kreative Problemlösungszyklus |
1. Problemklärung
Bei der Problemklärung kommt es darauf an, das "Zu-Lösende" präzise herausarbeiten und verständlich zu formulieren. Vieldeutige, vage und an Symptomen festgemachte Problemstellungen sollen vermieden werden. Ungünstig ist beispielsweise eine Formulierung wie: "Es gehen zu wenig Aufträge ein!" lösungsorientierter und motivierender ist die Formulierung "Was können wir tun, um mehr Aufträge zu erhalten?".
2. Ideenfindung
In der Stufe der Ideenfindung sind möglichst viele Ideen zusammenzutragen (divergente Phase). Neben der Ideensammlung aus verschiedenen Quellen kommen hier Kreativitätstechniken zum Einsatz (Abb.2).
Übersicht über ausgewählte Kreativitätstechniken |
Kreativitätstechniken können von Individuen oder von einer Gruppe angewendet werden. Größere Bedeutung kommt den Gruppentechniken zu, da die Gruppe selbst ein stimulierender Faktor für kreatives Denken darstellt. Welche Technik wann anzuwenden ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Technik muss für die situativen Bedingungen und die Zielsetzung geeignet sein und sie muss für die Anwender passen. In der Praxis haben sich die Methoden der freien Assoziation als Einstieg in Problemlöseprozesse bewährt. Auch kann es sinnvoll sein, verschiedene Anregungsprinzipien oder Techniken zu kombinieren (Bsp.: Bildkarten- Brainwriting) oder nacheinander durchzuführen.
3. Ideenauswahl
Nach der divergenten Phase sollte sofort oder zeitnah die konvergente Phase folgen. Ziel dieser Stufe ist es, eine überschaubare Zahl aussichtsreicher Ideen herauszuarbeiten. Die Ideenauswahl ist auf der Basis fundierter Informationen vorzunehmen. Allerdings ist es im Hinblick auf den Aufwand nicht vertretbar, für alle Vorschläge detaillierte Informationen zu sammeln und auszuwerten. Vielmehr sollte ein stufenweiser Auswahlprozess durchlaufen werden, in dessen Verlauf die nicht verfolgenswerten Ideen mit geringem Aufwand ausgesondert werden. Die Zahl der Ideen nimmt dabei rasch ab und der Aufwand für die Bewertung der verbleibenden Ideen bleibt überschaubar und kann erhöht werden. Zweck des Bewertungs- und Auswahlprozesses ist es, die aussichtsreichsten Ideen herauszufiltern; es muss nicht nachgewiesen werden, dass die verworfenen Ideen kein Potenzial haben.
4. Umsetzung
In der Stufe Umsetzung wird entschieden, welche Ideen realisiert bzw. weiter bearbeitet werden sollen. Die Entscheidung wird in der Regel von einem höheren Manager oder einem Managementgremium getroffen oder bestätigt. Daran anschließend müssen Folgeaktivitäten geplant und in Angriff genommen werden. Es kann erforderlich werden, weitere Problemlösungszyklen zu durchlaufen; oder die reine Realisierung wird durchgeführt.
KREATIVITÄTSFÖRDERUNG IM UNTERNEHMEN
Die Fokussierung von Kreativität auf einzelne Personen (z.B. Designer) oder bestimmte Funktionen (z.B. Werbung oder Produktentwicklung) macht noch kein kreatives Unternehmen aus. Im kreativen Unternehmen wird kreatives Denken und Handeln flächendeckend praktiziert. In allen Funktionen, auf allen Ebenen, in allen Prozessen und Prozessstufen werden kreative Leistungen erbracht.
Fallstudien zeigen, dass erfolgreiche kreative Unternehmen nicht nur eine Maßnahme zur Kreativitätsförderung ergriffen haben, vielmehr einen Mix von Maßnahmen unternehmensspezifisch in Form eines Kreativitätsmanagements praktizieren: So findet sich eine Verankerung von Kreativität in den niedergeschriebenen Unternehmensleitlinien, es gibt eine spezielle Abteilung für Innovationsmanagement und es werden Trainingskurse in Kreativitätstechniken durchgeführt. In dem komplexen Geflecht von Unternehmensausrichtung, Motivationsbildung und Entwicklung praktischer Fähigkeiten zur kreativen Problemlösung wirken Einzelmaßnahmen zu einseitig und damit zu schwach.
Über die Autorin:
Sabine General |
Dipl.-Psychologin Sabine General spezialisierte sich in ihrem Psychologie- Studium an der TU Darmstadt auf die Bereiche Arbeits- und Organisations- Psychologie. Parallel zu ihrem Studium absolvierte sie Ausbildungen zum Weiterbildungs-Trainer und systemischem Coach.
Seit 2001 ist sie freiberuflich bei der Geschka & Partner Unternehmensberatung tätig. Sie arbeitet dort an Projekten im Bereich Kreativität und führt eigene Seminare und Workshops zu diesem Thema durch.
Sie ist Mitglied der "Gesellschaft für Kreativität e.V." und als Expertin für die Deutsche Experten-Akademie (DEAK) tätig und leitet das Experten-Seminar "Kreativ denken - kreativ sein". Ausführliche Informationen finden Sie auch im Internet unter www.experten-akademie.de