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Coaching ungleich Coaching
Beim Coaching geht es um
Optimierung von
Fähigkeiten.
Ursprünglich kommt die Idee des Coachings aus dem Sport. Sie wurde Mitte bis Ende der 80er Jahre vorwiegend von therapeutisch ausgebildeten Psychologen aufgegriffen und auf den Bereich der Wirtschaft übertragen. Damit haben wir zwei verschiedene Richtungen des Coachings: Das Sport-Coaching einerseits und das in der Wirtschaft dominante Coaching mit seinen Ursprüngen in verschiedenen Therapiekonzepten (vor allem NLP, systemisch, Gestalt-Therapie) andererseits.

Betrachtet man diese zwei Grundrichtungen genauer, so wird einem sehr schnell deutlich, dass sich die Gemeinsamkeiten zwischen Sportcoaching und Therapie-orientiertem Wirtschaftscoaching auf nur 3 Bereiche erstrecken: beide beziehen psychologische Kenntnisse mit ein, beiden geht es um eine Steigerung des Potenzials und beide benutzen die Bezeichnung Coaching. In der Tat handelt es sich jedoch um völlig unterschiedliche Konzepte.

Im Sport-Coaching steht immer das Ziel im Vordergrund - auch andere Bereiche spielen natürlich eine Rolle, aber ohne das Ziel macht Sport-Coaching keinen Sinn. Im therapie-orientierten Coaching steht vielmehr der Umgang mit sich selbst, die Optimierung von Fähigkeiten oder der bessere Umgang mit Gefühlen etc. im Vordergrund. Sport-Coaching ist also Ergebnis-fokussiert, therapie-orientiertes Coaching ist Prozess-fokussiert.

Im Sport-Coaching kennt der Coach das Ziel und den Weg, um das Ziel zu erreichen. Darauf aufbauend wird ein Trainingsplan erstellt. Im Therapie-orientierten Coaching kennt der Coach einen Prozess, mithilfe dessen die zu coachende Person Ziele und vor allem Wege finden kann - wenn sie mitmacht.

Im Sport-Coaching (beim Mannschaftssport) steht das Mannschaftsziel über den individuellen Zielen - im therapie-orientierten Coaching geht es darum, im Prozess die individuellen Ziele herauszuarbeiten - sie stehen also über den Zielen von äußeren Gruppen.

Im Sport-Coaching hat der Coach zwar eine Sonderstellung, ist aber Teil des Teams. Gewinnt die Mannschaft, gewinnt auch der Coach. Verliert sie, verliert auch der Coach. Im Therapie-orientierten Coaching steht der Coach außerhalb, ist nicht Teil des Teams.

Im Sport-Coaching ist der Coach verantwortlich. Gewinnt er, wird er mit gefeiert, verliert er, so wird er als erstes entlassen. Im Therapie-orientierten Coaching begleitet der Coach ohne Ergebnis-Verantwortung (sehr wohl aber mit einer ethischen Verantwortung). Natürlich hat der Sport-Coach auch die entsprechende Weisungsbefugnis und disziplinarischen Möglichkeiten, um die Ergebnis-Verantwortung überhaupt tragen zu können. Diese existiert im therapie-orientierten Coaching nicht.

Im Sport-Coaching kann das Coaching aufgrund der Weisungsbefugnis praktisch unterstützend werden, im Therapie-orientierten Coaching bleibt es meist abstrakt und theoretisch - oft hilflos.

Die Unterschiedlichkeit der Konzepte ist in der Herkunft begründet. Im Sport herrschen völlig andere Rahmenbedingungen als bei der Heilung psychisch kranker Menschen. Dementsprechend haben sich auch andere Standards herausgebildet.

Das ist ähnlich wie in der Medizin: Ist eine Person krank, so ist oft Bettruhe oder die Einnahme von Medikamenten der Gesundheit förderlich. Ist die Person jedoch gesund, dann wäre Bettruhe und Medikamenteneinnahme schädlich und stattdessen ist eher Bewegung und gesunde Ernährung angesagt. Die Mittel und Methoden, die in der einen Situation nützlich sind, sind es in der anderen Sitaution in der Regel nicht: Mit den Methoden des Sport-Coaching bekommt man psychisch kranke Menschen nicht geheilt und mit den Methoden der Therapie bekommt man Sportler nicht an die Spitze.

Vergleicht man nun die Gemeinsamkeiten der Rahmenbedingungen mit denen eines Unternehmens, so ergibt sich deutlich, dass sich die Situation in einem Unternehmen viel mehr mit der Situation einer Sportmannschaft als mit einer Therapiesituation vergleichen läßt (OK, es gibt auch Unternehmen, in denen das anders ist...)

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Der therapeutische Ansatz hat durchaus in vielen Bereichen seine Berechtigungen und es gibt auch eine gegenseitige Befruchtung. Nur: Wenn man als Unternehmer Coaching für sich nutzt, wird man in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle mehr von einem Sport-orientierten Coaching haben - es ist also für Unternehmer schlicht nützlicher.

Wenn man sich unter diesem Blickwinkel mit Sportpsychologie und Coaching beschäftigt, finden sich verblüffend viele praktisch umsetzbare Ideen auch für Unternehmer. Die Situationen in Unternehmen, die in die Krise geraten sind, sind vergleichbar mit Mannschaften, die eine Verlustserie einspielten; die Problematik mit Starspielern kennt man auch in Unternehmen; ebenso die Fragen von Regeln, Disziplin oder Umgang mit Konflikten. Besonders interessant: Die Einfachheit der Spielregeln einzelner Sportarten ermöglicht im Coaching den Blick auf das Wesentliche, wohingegen dieser Blick auf das Wesentliche in den meisten Unternehmen fehlt.

Nimmt man diese Unterscheidung zwischen den Coaching-Konzepten ernst, so ergeben sich völlig neue Fragen in Bezug auf die Verantwortung und auch die Stellung des Unternehmercoachs.

Stefan Merath
Autor: Stefan Merath, Unternehmercoach
http://www.unternehmercoach.com

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