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Ein Fall für Escher
(seminarSPIEGEL) Wie oft darf der Nachbar seinen Grill anwerfen? Ab wann ist die Nachtruhe einzuhalten? Wann dürfen Kinder Krach machen? Wenn die Abende warm werden, geht er los, der Kotelettkrieg am Gartenzaun. Die Grillsaison ist eröffnet. In Reihenhaussiedlungen, Wohnungseigentumsanlagen und auf den Balkonen von Mietshäusern kann es dann schon mal dicke Luft geben. Während das Freiluft-Brutzeln in geselliger Runde für die einen die größte Freude ist, stinkt es den Nachbarn häufig ganz gewaltig – im wahrsten Sinne des Wortes. Und wenn sich die Grillparty, begleitet vom Lärm der Gäste und lautstarker Musik, bis in die späte Nacht hinein erstreckt, ist für die Nachbarn endgültig Schluss mit lustig. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung gibt es kein Recht, einmal im Monat auch nach 22 Uhr lautstark zu feiern und damit die Nachbarn um den Schlaf zu bringen. Die Gerichte kennen hier keine Gnade: Auch bei Grillpartys muss die Nachtruhe ab 22 Uhr beachtet werden. Eine entsprechende „Erlaubnis“ lässt sich nach Meinung der Richter weder aus den allgemeinen Gesetzen noch aus dem verfassungsrechtlich geschützten Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit herleiten.Mit diesem „Kriegsschauplatz“ und zahlreichen anderen Nachbarschaftskonflikten beschäftigt sich der verständlich geschriebene Rechtsratgeber, den der Verwaltungsjurist Hans-Albert Wegner verfasst hat und der als Begleitbuch zu der beliebten MDR-Serie „Ein Fall für Escher“ im Rudolf Haufe Verlag erschienen ist. Mit diesem Wegweiser durch den Paragrafen- und Urteilsdschungel des Nachbarrechts fällt es auch juristischen Laien leicht, die Aussichten bei einem Rechtsstreit zu bewerten.
In dem Buch „Ihr gutes Recht als Nachbar“ erfahren sie, was sie als Nachbar dürfen und was nicht. Anhand von Praxis-Beispielen aus der täglichen Arbeit der Gerichte packt das Buch die Probleme von der praktischen Seite her an. Ob störende Bäume und Sträucher, lärmende Gartenarbeiten, dröhnende Stereoanlagen, Kinderlärm, offene Kamine, bellende Hunde, streunende Katzen, Volksfeste oder Mobilfunkantennen – alle wichtigen Themen werden behandelt. Dabei geht es dem Autor nicht in erster Linie darum, den Streithähnen Munition zu liefern. Wegners Befund: „Die Nachbargesetze sind für den Laien vielfach unverständlich“. Deshalb soll durch die Lektüre des Buches die Kunst vermittelt werden, einen Nachbarstreit möglichst ohne das Machtwort der Justiz beizulegen. Also: „Auf gute Nachbarschaft.“
Rudolf Haufe Verlag, 236 Seiten, ISBN 978-3-448-08130-5, 14,95 Euro